Wer ist Will Mackenzie? (mögliche Spoiler)


indianajonas

Recommended Posts

Hallo liebe Community

Über die Story von The Long Dark ist ja noch nicht allzu viel bekannt.

Auf der Suche nach interessanten Inhalten bis zur Veröffentlichung des Story-Modus erinnerte ich mich an einen spannenden Text aus der Kickstarter-Zeit. Der Text beschreibt die Hauptfigur Will Mackenzie näher und gibt einen sehr guten Einblick in dessen Leben.

Viel Spaß beim Lesen und frohe Ostern.

Achtung! Der Text enthält in gewisser Weise Spoiler. Wer absolut nichts bis zur Veröffentlichung des Story-Modus wissen will, sollte den Text nicht lesen.

[spoil]Hinweis: Der Text ist vom 02. Oktober 2013.

Quelle:Kickstarter-Updates

Wer ist Will Mackenzie?

Männlich, 43, geboren in Black Creek, Britisch Columbia, Kanada.

Sohn eines Buschpiloten, Jack, und einer Holzfällerlager-Krankenschwester, Marie. Aufgrund der Arbeit seiner Eltern genoss Will eine irgendwie nomadische Erziehung. Will war nie an einer offiziellen Schule, aber seine Mutter war immer sehr darauf erpicht, dass Will an Fernkursen teilnahm, welche er mit einem überschaubaren Einsatz bestand. Von Natur aus intelligent, aber leicht gelangweilt vom Lernen mit Büchern, bevorzugte Will die "Schule des Lebens" - genauer: Im Holzfällerlager mit sehr viel älteren und raueren Erwachsenen rumhängen. Er wurde schnell erwachsen. Keine traditionelle Erziehung, aber was seinen Eltern an (finanziellen) Mitteln fehlte, machten sie mit Liebe und Hingabe wieder wett. Will war nicht verwöhnt, aber musste nie im Haushalt mithelfen und wuchs mit dem Gefühl auf, seinen Eltern nah zu sein - besonders seiner Mutter.

Als Will 23 Jahre alt war, hatte sein Vater Jack einen ernsten Flugzeugabsturz, der ihn mitten in die Tundra verfrachtete. Es war Will, der seinen Vater fand und nach Hause brachte nach dem ein Suchtrupp erfolglos gewesen war. Mutter Marie kümmerte sich um seine Verletzungen. Wills Vater war nun nicht mehr in der Lage die Rechnungen für den Hangar und das zerstörte Flugzeug zu bezahlen. Nichtsdestotrotz kaufte er ein neues Flugzeug und verschuldete sich hoch. Maries magerer Lohn als Camp-Krankenschwester war nicht genug um die Familie durchzubringen. Das Flugzeug zu verlieren bedeutete den Lebensunterhalt für die Familie zu verlieren. Will hatte bereits angefangen, Gelegenheitsjobs in nahegelegenen Städten und Holzfällercamps anzunehmen, aber jetzt wurde es ernst und er musste das finanzielle Loch stopfen.

Immer wieder wechselte Will die Jobs, bis er schließlich Holzfäller wurde und für gutes Geld arbeitete. Trotz des zusätzlichen Geldes, was der Familie half, den Kopf über Wasser zu halten, musste die Familie kämpfen. Vater Jacks Absturz und die anschließenden langzeitlichen (vielleicht sogar dauerhaften?) Verletzungen hatten ihren Tribut gefordert - Jack wandte sich dem Alkohol zu. Will war 24 gewesen und hatte zum ersten Mal Stress zwischen seinen Eltern wahrgenommen.

Währenddessen stieg Will zum Hauptverdiener auf, was ihm mehr und mehr bewusst wurde. Durch seine Arbeit fiel er auch Anna, der Bedienung im örtlichen Speiselokal, auf. Obwohl gemeinsame Interessen vorhanden waren, wurde die zarte Romanze durch die Tatsache erschwert, dass Anna Mutter von zwei Kindern aus einer früheren Beziehung war. Das kümmerte Will nicht und er stellte ihr nach - trotz der Tatsache, dass sich Anna gelegentlich mit ihrem Exfreund traf, einem gewalttätigen Alkoholiker, der monatelang in Fort St. John verschwand und nur mit Bargeld zurückkehrte, um es für Alkohol, Drogen und Stripperinnen zu verheizen. Will übernahm die die Rolle des inoffiziellen Vaters für Annas zwei Töchter obwohl er weder viel Lebenserfahrung hatte, noch im Umgang mit Kinder geübt war.

Will hatte ungefähr fünf Jahre als Holzfäller für verschiedene Firmen gearbeitet, als sein Vater mit einem Angebot bei ihm auftauchte. Er hatte jemanden gefunden, der ihm die Nutzung eines Flugzeugs ermöglichen würde. Damit würde er wieder in sein altes Fernlufttransportgeschäft einsteigen können. Die Familie war noch immer auf jedes Geld angewiesen und dieser Schritt könnte eine Menge finanzieller Sorgen lösen. Der Deal würde aber nur zustande kommen, wenn Jack einen Piloten finden würde. Wenn Will das Fliegen lernen würde, würde Jack ihn zu einem gleichberechtigten Partner seines Geschäftes machen. Will willigte ein und dachte daran, dass das Geld, dass sie dadurch sparen würden, dazu ausreichen würde, damit Anna und er ein kleines Häuschen auf einer der nahegelegenen Inseln kaufen könnten, um vom rauen Lagerleben weg zu kommen. Nach einigen Wochen intensiven Flugtrainings war Will bereit um in das Geschäft seines Vaters einzusteigen: Mackenzie & Sohn Remote Air Transport.

Jahrelang flog Will gewissenhaft die Routen und belieferte die Kunden oder holte die bestellten Ladungen für seinen Vater ab. Aber nach einer Weile wurde er misstrauisch. Er begann die kleinen Fehler im Frachtbrief zu bemerken. Details von Frachten waren fehlerhaft, Gewichtsangaben frisiert und oft entsprach die Frachtbeschreibung nicht dem, was Will tatsächlich zu transportieren schien.

Schließlich konfrontierte Will seinen Vater damit, der erst jegliches Fehlverhalten wütend abstritt, dann aber nachgab und zugab, einige "Keine Fragen stellen"-Transporte in regelmäßigen Abständen mit einigen Kunden vereinbart zu haben. Mit der Erkenntnis konfrontiert, Drogen, Waffen oder schlimmeres zu schmuggeln, sah sich Will vor eine schwere Entscheidung gestellt: Sollte er seinen Vater im Stich lassen und mit der Möglichkeit leben, eines Tages auf die möglicherweise gefährlichen "Keine Fragen stellen"-Kunden zu treffen (und die gute Einnahmequelle, die aus ihrer Firma kam, versiegen lassen und damit den Traum von Anna und ihm auf Sparflamme zu stellen) oder sollte er einfach ignorieren, was er entdeckt hatte und einfach die Transportflüge weiter fortsetzen?

Am Ende entschied sich Will für zukünftigen Wohlstand und beschloss weiter Transportflüge zu machen, mit der Bedingung, dass sein Vater das Geschäft von den zwielichtigen Kunden säuberte und sich mehr auf legitime (wenn auch weniger lukrative) Aufträge konzentrierte. Er konnte einfach nicht mit dem Gedanken leben, dass seine Eltern und das Mädchen, von dem er hoffte, dass es eines Tages seine Frau werden würde, oder ihre Kinder seinetwegen Leiden mussten, weil er sich wegen ein paar gefälschter Papiere unwohl fühlte. Die Flüge wurden für ein paar weitere Monate fortgeführt und trotz seiner Bedenken wurde Will immer stärker in die Geschäfte seines Vaters gezogen. An einem Punkt stellte Will seine Flüge für eine Woche ein, um gegen die illegal gemachten Flüge zu protestieren. Bei einem Besuch seines Vaters, fand Will den älteren Mackenzie übel zugerichtet. Offenbar akzeptierten diese "Keine Fragen stellen"-Kunden kein Nein als Antwort. Will nahm die Flüge wieder auf um seinem Vater zu helfen und zu seinem Ärger erkannte er, dass sie jetzt für das organisierte Verbrechen arbeiteten oder sogar schlimmeres.

Die Lügen und das Doppelleben forderten ihren Tribut bei Mackenzie. Einerseits fiel es ihm schwer, die Wahrheit über die Flüge vor seiner Mutter zu verstecken, die herzlich ahnungslos beim Thema "Arbeit, die mein Sohn im Auftrag meines Mannes tut" zu sein schien, auf der anderen Seite: Wie konnte er Anna belügen? Mackenzie zog sich von Anna zurück um eine künstliche Distanz zu schaffen, um sie vor seiner "schmutzigen" Arbeit zu beschützen. Das spürte Anna natürlich und befürchtete das Schlimmste. Eine Kälte überzog ihre Beziehung. Anna dachte über ihre Situation nach: Sie waren beide in ihren Dreißigern, ihre Kinder wurden älter und sie war bereit für eine Veränderung - mit oder ohne Will. Aber Will konnte nicht mit Anna darüber reden und blieb kalt und zurückgezogen. Also sah Anna sich dazu gezwungen, Will ein Ultimatum zu stellen: Sie würde alles vergeben und vergessen, was auch immer er getan hatte und vor ihr zu verstecken versuchte, vorausgesetzt er würde all das hinter sich lassen und mit ihr verschwinden. Am nächsten Tag würde sie das Auto beladen, die Kinder ins Auto setzen und für eine Stunde auf ihn warten. Wenn er nicht kommen würde, würde sie ihn für immer verlassen.

Will sehnte sich danach ihr zu folgen, aber er wusste, dass wenn er seinen Vater zurückließ, das den Tod durch die Hand von gewalttätigen Gangstern für seine Eltern bedeuten würde. Anna war wirklich besser dran, wenn sie ihn zurückließ; es war das Beste, wenn sie nicht in Wills schmutziges Leben verwickelt war. So zumindest legte es sich Will in seinem Kopf zu Recht. Am nächsten beobachtete Mackenzie aus sicherer Entfernung wie Anna das Auto belud, die Kinder ins Auto setzte und auf die Uhr schaute. Mackenzie haderte mit seinem egoistischen Wunsch, bei ihr zu sein und der Angst, dass wenn er mit ihr zusammen war, sie in sein kaputtes Leben gezogen werden würde. Anna wartete bis die Stunde rum war und fuhr dann davon. Mackenzie fühlte sich, als hätte jemand sein Herz aus der Brust gerissen, aber er wusste, dass es so am besten für beide war.

Danach flog Will für mehrere Jahre das Transportflugzeug, transportierte Fracht und Passagiere; viele waren gesetzlich erlaubt, einige nicht. Er blieb ein Eigenbrötler, der sich nie wirklich mit Freunden oder anderen Frauen für mehr als ein paar Wochen lang traf. Niemand konnte Anna das Wasser reichen. Und so flog er scheinbar endlose Meilen durch die tiefe Dunkelheit der nördlichen Wildnis, mit einem verblassten Polaroid, auf dem Anna und ihre beiden Mädchen zu erkennen waren, dass an sein Armaturenbrett geklebt war.

Und so kam es, dass er in Gedanken bei Anna war - was, keine ungewöhnliche Sache war - und zum millionsten Mal darüber nachdachte, ob endlich die Zeit gekommen war, dass er seine Vergangenheit hinter sich lassen sollte, um Anna zu suchen und die ganze Angelegenheit richtigzustellen. Während er so nachdachte überflog er die Gebirgstäler der entfernten Sitka-Inseln, als plötzlich die Anzeigen auf dem Armaturenbrett versagten. Mackenzies Flugzeug - ein DeHavilland Beaver - begab sich augenblicklich in den Sturzflug während Wills Leben vor seinen Augen an ihm vorbeizog. Das letzte, was Will durch das Cockpit-Fenster sah, bevor sein Flugzeug in den mit Fichten bedeckten Wald stürzte, war der helle Schein einer Aurora Borealis, die ungewöhnlich lebendig für diese Jahreszeit war.

An den Absturz konnte sich Will nur verschwommen erinnern. Als er erwachte, hing er aus dem Fenster seines Flugzeugs. Das schwebte scheinbar dreißig Fuß über dem Boden zwischen den Bäumen. Sein Gurt hielt ihn an Ort und Stelle, als er bemerkte, dass ein kleines Feuer am Fuße der Bäume um ihn herum brannte. Bevor Mackenzie sein Bewusstsein ganz verlor, bemerkte er noch ein paar Wölfe, die aus dem Wald zu ihm hoch starrten. Er hatte nur einen Moment, um über die Ironie des Absturzes zu reflektieren: Er befand sich in der gleichen Situation, die sein Vater Jahre zuvor durchlebt hatte. Das letzte, was er vor dem Abrutschen in die Bewusstlosigkeit sah, war der helle Schein einer wellenförmigen Aurora am Himmel über ihm. Und die Wölfe kamen näher.[/spoil]

Übersetzt durch: The Long Dark - Deutsche Fanpage

Link to comment
Share on other sites

Archived

This topic is now archived and is closed to further replies.